1899 wurde der junge Stefan Singer Mitprovisor der Pfarre Schiefling. Seinem Wirken lag das sozialreformatorische Programm von Papst Leo XIII zu Grunde und so wurde er 1916 vom Ordinariat für sein Engagement in der Kriegsfürsorge ausgezeichnet. Wichtig war Singer aber auch die Gleichberechtigung der slowenischen Sprache im öffentlichen Leben. So war er wesentlich an der Gründung des slowenischen Kulturvereins (1905) und des slowenischen Genossenschaftswesens (1902) in Schiefling beteiligt. In seiner Freizeit sammelte er volkskulturelle Äusserungen und begann 1905 mit der Niederschrift einer regionalen Geschichte. Als Bewahrer des Slowenischen war er jenen, die sich dem Deutschen anpassen wollten, ein Dorn im Auge.
Auch seinen Nachfolgern war der Erhalt des Slowenischen in Umbruchszeiten wichtig und der Konflikt vorprogrammiert. 1923 wurden zwei neue Glocken angekauft und von der Bevölkerung mitfinanziert. Doch welche Sprache sollte die Inschrift tragen? Als Kompromissangebot wurde die Kirchensprache Latein gewählt. Eine Entscheidung, auf die die deutschgesinnte Bevölkerung mit Erbitterung reagierte. Weitere Glockeneinweihungen folgten 1925, 1930 und 1954.
1926 kam Alojz Nadrag nach Schiefling. Er hatte, anders als viele seiner Kollegen, 1920 für den Verbleib bei Österreich gestimmt und sich in der nationalen Frage offen verhalten. Während der NS-Zeit wurde er als Priester und Slowene 1939, 1941 und 1944 verhaftet. Das letzte Kriegsjahr wurde er sogar im KZ Dachau festgehalten. Schwer gezeichnet kehrte er zurück.
Siehe auch:
– Schieflinger Chronik: Glockenweihe, S. 141, S. 142, S. 143)
– Chronik SPD Edinost: Die neuen Glocken …, S. 109, Schieflinger Barockkirche & Pfarrer Alois Nadrag, S. 111